Wasserverteilung
Hintergrund
In Industrienationen findet die Wasserversorgung üblicherweise kontinuierlich und bedarfsdeckend statt. D.h. den an ein Verteilsystem angeschlossenen Haushalten bzw. Abnehmern wird zu jeder Zeit und an jedem Ort ausreichend Wasser zur Verfügung gestellt. Grundlegend sind hierfür ganzjährig ausreichende Wasservorkommen sowie geeignete Fördertechnologien und Verteilinfrastrukturen. Entwicklungs- und Schwellenländer sehen sich im Gegensatz hierzu aufgrund naturräumlicher bzw. klimatischer Randbedingungen vielfach mit begrenzten Wasserressourcen konfrontiert. Weiter erschwert wird die Versorgungssituation durch zumeist marode Infrastrukturen, wodurch eine dauerhafte Deckung des Wasserbedarfs oftmals nicht sichergestellt werden kann. Um die begrenzten Ressourcen nicht zusätzlich durch Wasserverluste aufgrund von Leckagen im Verteilnetz zu reduzieren, findet die Versorgung i. Allg. intermittierend statt. Das Leitungssystem wird also nur für eine begrenzte Zeitspanne mit Wasser befüllt und steht nicht dauerhaft unter Druck.
Auch im Projektgebiet führen die genannten Bedingungen zu einer stark defizitären Versorgungslage. Insbesondere während der Trockenzeit kommt es zu eklatantem Wassermangel und ungerechter Verteilung der limitierten Wassermenge aufgrund der heterogenen Siedlungsstruktur. Zur Verbesserung der Versorgungssituation wurde durch den Forschungsverbund bereits die Erweiterung der bestehenden Wasserkraftanlage Seo Ho um ein wasserkraftbetriebenes Wasserfördersystem umgesetzt. Die hierdurch bereitgestellte Wassermenge wird über eine Höhendifferenz von 390 m in einen zentralen Hochbehälter gefördert, von wo aus Dong Van City gravitär mit Wasser versorgt wird. Da das Verteilungssystem der Distrikthauptstadt, welches bislang vornehmlich durch eine Karstquelle beschickt wurde, aufgrund der typischen starken Dargebotsschwankungen viele Jahre intermittierend und somit unsachgemäß betrieben wurde, befindet sich ein Großteil der bestehenden Infrastruktur in einem sehr kritischen Zustand.
Auch im ländlichen Bereich sieht sich die Bevölkerung nach wie vor mit einer stark eingeschränkten Wasserversorgung konfrontiert. Ein wesentliches Problem stellt hier die ungerechte Verteilung der insbesondere während der mehrmonatigen Trockenzeit limitierten Wassermenge aufgrund der heterogenen Siedlungsstruktur dar.
Zielsetzung
Ein zentrales Ziel des Forschungsvorhabens ist daher die Entwicklung und Umsetzung angepasster Druckmanagement- und Sanierungskonzepte, um eine effizientere Versorgung (u.a. Verlängerung der Versorgungsperioden, Reduktion der Leitungsverluste durch sukzessive Instandsetzung schadhafter Komponenten) der Distrikthauptstadt Dong Van City auch bei steigendem Bedarf zu ermöglichen.
Zudem ist im ländlichen Bereich neben der Bereitstellung von Wasser auch die Sicherstellung einer gerechten Verteilung durch die Entwicklung und Implementierung eines neuartigen Verteilkonzepts zur Berücksichtigung dynamischer Dargebots- und Bedarfsschwankungen vorgesehen. Die Aufteilung der Wassermenge erfolgt hierbei mittels spezieller Verteilbauwerke, welche eine gerechte Verteilung des verfügbaren Dargebots unabhängig von der Lage der Nutzer bzw. Abnehmer im Versorgungssystem ermöglichen. Auch bei erfolgreicher Umsetzung dieses neuartigen Verteilkonzeptes sind aufgrund des schwankenden Wasserdargebots Entleerungs- und Befüllungsvorgänge der Rohrleitungen sowie daraus resultierende Schäden an den Leitungselementen zu erwarten. Um diese Prozesse zuverlässig zu verhindern, soll daher eine innovative Armatur entwickelt und unter realen Einsatzbedingungen erprobt werden.